Wer oder was hat Dich so stark verletzt, dass Du Dich jetzt selbst verletzt?
Unter selbstverletzendem Verhalten (SVV) versteht man Handlungen, bei denen es zu einer bewussten Schädigung der Körperoberfläche kommt.
Die häufigste Form der Selbstverletzung ist das Zufügen von Schnittverletzungen mit scharfen oder spitzen Gegenständen wie Messern, Rasierklingen, Scherben oder Nadeln. Dieses so genannte „Ritzen“ oder „Schneiden“ findet vorwiegend an Armen und Beinen sowie im Bereich von Brust und Bauch statt. Aber auch Verbrennung, Verätzungen, oder Haare ausreißen kommen bei selbstverletzendem Verhalten vor.
Hinter selbstverletzendem Verhalten, steckt Entwicklungstrauma, oft sogar sexuelle Traumatisierungen.
Das, was in früher Kindheit ausgehalten werden musste, war so schlimm, dass diese Gefühle abgespalten werden mussten. So war es möglich, diesen Irrsinn irgendwie zu überleben.
Doch der Preis ist hoch: Ein Leben ohne Gefühle fühlt sich leer, hohl und fade an. Um sich dennoch irgendwie spüren zu können, braucht es extreme äußere Reize. SVV ist eine Möglichkeit, zumindest irgendwie wieder in Kontakt mit sich zu kommen.
Nicht mit sich selbst in Kontakt zu sein bedeutet kaum aushaltbarer innerer Stress. SVV ist eine Möglichkeit diesen Stress zu reduzieren.
Der Druck lässt durch den selbstverursachten Schmerz ein bisschen nach.
Durch die Verletzungen und Narben mache ich mich unattraktiv, so fasst mich vielleicht in Zukunft keiner mehr an.
Einerseits verstecke ich meine Narben, doch vielleicht sieht sie ein aufmerksamer Beobachter doch, vielleicht sieht jemand meine Not und kommt mir zur Hilfe.
Innerpsychisch tobt ein Kampf, durch SVV werden unbewusste erlebte Gewalterfahrung wiederholt. Nur das der Peiniger diesmal man selbst ist.
Auch wird durch diese selbst zugefügte Gewalthandlung die Wut über die eigene Schwäche zum Ausdruck gebracht.
Ein weiterer Punkt ist die sogenannte Täter-Identifikation. Die missbräuchliche und lieblose Art und Weise, wie mit mir umgegangen wurde, ist die Referenz für den Umgang mit sich selbst.
Traumatherapie mit Blick auf frühe Entwicklungstraumata kann helfen, um aus diesem destruktiven Verhaltensmuster auszusteigen.